Wir wollen uns ein Bild machen. Wir wollen wissen, wo ihre Ziele sind, was sie erreichen wollen und wie wir sie unterstützen können. Die ehrenamtlichen Helfer haben sich am vergangen Dienstag im Clubhaus mit den Teilnehmern unseres Flüchtlingsprojektes unterhalten. Abdul und Ahmed möchten wir Ihnen heute vorstellen. Wir erstellen eine roadmap pro Kind und setzen uns individuelle Ziele, was wir auf dem Weg der Integration erreichen können, wollen und müssen. Unsere Fragen sind in die Zukunft gerichtet. Denn der Blick zurück macht traurig, er entsetzt und macht klar, wie sehr die Kids es verdient haben, dass es für sie bessere Zeiten geben wird.
„Ich möchte Golfspielen können“
Abdul lächelt mich an, er ist konzentriert auf sein Deutsch. Aufmerksam, smart und intelligent geht er auf unsere Fragen ein. Abdul kommt aus Allepo. Ja es ist das Allepo, das seit Wochen, sogar schon Jahren in den Nachrichten vorkommt. Meine dumme Frage, warum er mit seiner Familie geflüchtet ist, beantwortet er mit einem etwas fragenden Blick. „Weil unser Haus, unser Stadtteil zerbombt worden ist und wir auch nicht mehr zur Schule gehen konnten.“
Auf dem Weg in die Türkei wird die Familie dreimal verhaftet. Von unterschiedlichen Konfliktparteien. Jedesmal entwischen sie nur knapp, um schließlich 4 Jahre in einem türkischen Flüchtlingslager zu leben. Abdul ist zwölf zu dieser Zeit und findet eine schlecht bezahlte Arbeit in einem Restaurant. 12 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Das Geld hilft, die Familie im Lager über Wasser zu halten.
Irgendwann geht es dann weiter und nach langem Weg ist man nun in Deutschland. Abdul ist intelligent. Er hat im Lager sogar etwas kurdisch gelernt. Sein Deutsch ist schon ganz ordentlich. Einen deutschen Freund hat er auch schon. Fußball, Fitness und jetzt Golf.
„Ich möchte Golfspielen können und lernen“, beschreibt er sein sportliches Ziel. Arzt oder Ingenieur, das will er werden. Der Weg dorthin ist noch unklar. Sprache lernen und Abitur machen. Wir werden mit seinem Lehrer reden und wollen wissen, ob Abdul ausreichen gefördert wird. Ein wenig später beim Training, sehe ich, wie er mühelos mit einem Fünfereisen die 150 Meter passiert.
Beim Golfen lacht Ahmed und freut sich über jedes Lob
Abdul hilft mir bei der Übersetzung im Gesprächt mit Ahmed, denn Ahmed kann nur kurdisch und spricht noch wenig Deutsch. Er gehört zur Gruppe der kurdischen Jesiden. Auch über das schreckliche Schicksal dieser Minderheit kann man im Internet viel nachlesen. Ahmed ist mit seinem Onkel geflüchtet. Vor ISIS, vor der langen gefährlichen Flucht in die Berge, vor der Unterdrückung. Ahmed will golfen lernen. Er schlägt schnell und noch hektisch. Er lacht und freut sich über jedes Lob.
Traurig wirkt der Sechzehnjährige, der auf der Flucht seine Eltern verloren hat. Sie sind noch am Leben und befinden sich derzeit in einem Flüchtlingslager. Ahmed will sie irgendwann zu sich holen. Er lernt deshalb Deutsch in einer Klasse der Berufsschule. Autos interessieren ihn. Er möchte eine Lehre machen. Wir versuchen gerade für ihn eine Praktikastelle zu finden.
In der nächsten Woche stellen Ihnen mit Agathe und Karlheinz Fink weitere Teilnehmer unseres Projektes vor.