Die nächste Generation: Bernd Jenniges (rechts) mit seinem Sohn Daniel Jenniges
„13 Grad ist die Zaubertemperatur. Für die Früchte nicht zu warm – für das Gemüse nicht zu kalt“, erklären uns Bernd und Daniel Jenniges auf dem Weg durch die Halle. Wir haben uns eine Jacke angezogen und gehen schnellen Schrittes an endlos langen und meterhoch gestapelten Obst- und Gemüsekisten vorbei. Jeden Tag kommen mindestens dreißig LKWs mit frischem Obst und Gemüse an die über 20 Rampen. Wenn die Schleusen dann geschlossen sind, werden die Trucks in Windeseile entladen. Jede Lieferung wird im eigenen Labor geprüft. Optische Qualität, Reife, und Süße. Es werden Fotos der Ware gemacht bis sie schließlich gelagert wird. Erdbeeren, Melone, Salate, Tomaten … Eine schier unermesslich Vielzahl von Frischeprodukten, so der Fachbegriff.
Nach einigen Stunden ist die Halle voll. Auf 10.000 Quadratmetern entfaltet sich wenige Minuten später ein von Computern optimiertes und filigran abgestimmtes Kunstwerk an Distribution, 70 Mitarbeiter wuseln, wie von Geisterhand geführt, schnell, unaufgeregt und perfekt Hand in Hand arbeitend, die Paletten auseinander, um sie in anderen Kombinationen wieder aufzubauen. Nach wenigen Stunden sind dreißig LKWS beladen auf dem Weg zu Hunderten Filialen. Ab morgens um sieben steht das frische Obst- und Gemüse in den Regalen – Perfektion für viele 100-tausend Kunden.
Zur gleichen Zeit dreht die Kehr- und Waschmaschine ihre letzte Runden durch die leere Halle. 3000 Paletten wurden bewegt, oder anschaulicher 100.000 Kisten voll mit Salaten, Gurken und Tomaten, Äpfeln, Birnen und vieles mehr. Heute waren es alleine 100.000 Schalen Erdbeeren.
Das Licht geht nicht aus. Denn die erste Lieferung des neuen Tages steht schon auf dem Hof. Sechs Tage die Woche. Wir nehmen den Roller und drehen noch eine Runde. Vorbei am Bürotrakt mit seiner Druckstrasse und der Serverfarm. (Ausgeliefert wird mit Preistafeln, Lieferscheinen und vielem mehr an Papier).
Bernd Jenniges legt in seinem Unternehmen sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit. Der größte Stromfresser in einer 10000qm großen Halle, die stets auf 13 Grad gehalten werden muss, ist wohl die Kühlung. Hier rüstet Jenniges zuletzt auf intelligente Kühlsysteme um. Einzelne Kühlblöcke schalten sich nur dann automatisch ein, wenn die Temperatur unter dem Block über 13 Grad liegt. Den Unterschied merkte Jenniges sofort, das Kühlsystem braucht nun deutlich weniger Strom. Auch das Licht in der Halle wird aktuell umgerüstet, moderne LED-Lampen sind heller, kälteunempflindlich, haben eine längere Lebensleistung und benötigen weniger Strom.
Apropos Strom, den generiert sich das Unternehmen zu großen Teilen selber. Auf dem Dach der Halle steht die drittgrößte Solaranlage Wuppertals mit einer Erzeugungsleistung von 480 Kilowatt pro Jahr. „Als modernes Unternehmen steht Umwelt- und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda. „Ich baue gerade vor unseren Hallen eine Elektro-Tankstelle. Bald werden die ersten Trucks oder auch die Autos unserer Mitarbeiter das brauchen. Da will ich schon vorbereitet sein“, beschreibt Bernd Jenniges sein neuestes Projekt und schaut dabei seinen Sohn Daniel an. Der Juniorchef ist seit einigen Jahren aktiv im Geschäft und übernimmt Schritt für Schritt Aufgaben des Seniors.
So jetzt reicht die Zeit. Bernd muss noch ein paar Dinge erledigen, dann geht es nach Frankreich.
Ein neues großes Projekt ist kurz vor dem Stapellauf. „Tu parles français?“, zwinkert Bernd Jenniges uns zu. Sein Vater hatte ihn vor fünfzig Jahren zur Ausbildung nach Frankreich geschickt.
Eine starke Geschichte. Die übrigens ohne Geschäftsführer Christian Treutler nicht denkbar wäre. Der Chief Operating Officer eines des größten Fruchthandelsunternehmen in NRW ist seit Jahrzehnten Garant für die perfekten Abläufe im 100 Mitarbeiter großen Betrieb.
Wir fragen Christian, warum er so selten auf dem Platz zu sehen ist. „Ich habe einfach noch zu viel zu tun“, lächelt er uns an und greift zum vibrierenden Smartphone. „Entschuldigung“, flüstert er uns zu und verschwindet in seinem Büro. Der Kunde hat Vorrang.
Hat Golf auch einen gesellschaftlichen Vorteil für Sie?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe golfspielend noch nie Vorteile gezogen. Ich spiele einmal mit Jahr mit 3 Kollegen aus Hamburg Golf, aber nur weil wir Freunde sind und nicht weil wir miteinander Geschäfte machen. In meinem Geschäftsmodell hat es keine Vorteile, aber man lernt schon tolle Leute kennen. Sonst ist Golf ist für mich schlichtweg der Ausgleich.
Gibt es für die Parallelen zwischen dem Golfen und einem erfolgreichen Management?
Demut. Du musst erkennen, was du kannst und was du nicht kannst. Ich neige im Management nicht dazu die angeberische Tour zu fahren. Nach dem Motto: „Das kann ich alles!“ Wenn ich einem Geschäftspartner sage, dass ich etwas kann, dann kann er sich auf mein Wort verlassen. Im Golfen lernt man Bescheidenheit und Demut und das ist ein gutes Modell – auch für die Geschäftswelt.
Auf welche Entscheidung als Unternehmer sind die besonders stolz?
Ich bin stolz darauf, dass ich 1989 den Mut hatte, in diese alte Halle mit 3500qm, die mir damals viel zu groß war, als Mieter einzuziehen. Wenn ich diese Chance hier nicht bekommen hätte, dann hätte ich meine Firma niemals so aufbauen können. Denn ohne eine große Halle mit Rampen wäre ich innerhalb von ein paar Jahren weg vom Fenster gewesen. Es wäre unmöglich gewesen mit dem Unternehmen in dieser Form zu wachsen.